Transparente Lieferketten werden immer wichtiger. Distributoren müssen wissen, welche chemische Substanzen in Produkten enthalten sind. Vor kurzem hat die Europäische Chemieagentur weitere vier neue Stoffe in die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffen (SVHCs) aufgenommen, die aufgrund ihrer Toxizität für die Fortpflanzung, ihrer endokrinen Störungen und einer Kombination anderer bedenklicher Eigenschaften ausgewählt wurden. In diesem Zusammenhang taucht immer wieder der Begriff REACH auf. Aber was hat es damit auf sich? Einen Einblick gibt folgendes Interview mit unserem Kollegen Oliver Wermers.
Frage: Was ist eigentlich REACH?
Antwort: Wenn wir über REACH reden, meinen wir im Prinzip die EU-Verordnung (EU) 1907/2006. Diese behandelt die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien im Einzelnen sowie in Enderzeugnissen.
Frage: Was bedeutet das genauer?
Antwort: Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, für Umwelt und Mensch schädliche Stoffe zu reglementieren. In dieser Verordnung hat sie unter anderem eine Vielzahl an verbotenen Stoffen in bestimmten Anwendungen bestimmt und eine Liste an besonders besorgniserregenden Stoffen definiert.
Frage: Was bedeutet dies für uns in der Praxis?
Antwort: Die Anhänge XIV und XVII der Verordnung betreffen uns hier bei EVE besonders. Anhang XIV umfasst die Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe, der sogenannten SVHC (Substances of very high concern). Diese Liste wird etwa im halbjährigen Rhythmus erweitert. Sobald diese um neue Stoffe erweitert wird, bedeutet das für uns, dass die notwendigen Informationen von den Herstellern angefordert werden müssen, um unserer Informationspflicht für den sicheren Umgang gegenüber unseren Kunden nachkommen zu können. Der Anhang XVII listet Stoffe auf, die in bestimmten Anwendungen gar nicht verwendet werden dürfen. Auch hier holen wir bei Erweiterungen der Liste regelmäßig die notwendigen Informationen der Hersteller ein, um die Einhaltung dieses Verbots bestätigt zu bekommen.
Frage: Was ist denn der Unterschied zur RoHS, die sich ja auch mit Stoffen beschäftigt?
Antwort: Die RoHS-Richtlinie behandelt Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten, was uns natürlich im besonderen Maße betrifft. Die REACH-Verordnung betrifft nicht nur die Elektronikbranche, sondern Produkte aller Art. Es geht dabei also auch um Verbote von Stoffen in z.B. Spielzeug oder Kleidung.
Frage: Was kann ich tun, um mehr darüber zu erfahren?
Antwort: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat hier eine sehr informative Website zusammengestellt, um sich über dieses Thema zu informieren. Diese findet man unter: http://www.reach-helpdesk.de/
Frage: Kannst du uns abschließend noch etwas zu Deiner Person erzählen?
Antwort: Ich bin mittlerweile seit über 10 Jahren bei der EVE und seit Anfang 2016 für die Themen rund um Umwelt & Compliance hier im Hause zuständig. Um in diesem Themenbereich immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, besuche ich neben einzelnen Seminaren auch ca. 5 Mal im Jahr die Treffen eines Competence Teams des FBDi (Fachverband Bauelemente Distribution e.V.). Hier beschäftigen wir uns mit aktuellen und auch zukünftigen Themen im Bereich Umwelt & Compliance, die uns als Distributor insbesondere betreffen. Somit ist sichergestellt, dass wir bei EVE in Bezug auf REACH und dessen Einhaltung immer auf dem aktuellsten Informationstand sind.